Warum Corona Selbsttests für die Logistikbranche unbedingt zugelassen werden müssen

Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt - Corona in der Logistikbranche

Während der Virus und seine Mutanten in aller Munde sind und vor allem das private Leben und die Pflege medial sehr im Fokus stehen, leidet eine andere Branche massiv unter den Auswirkungen von Corona. Die Logistik-Branche hat mit Grenzschließungen, Lieferverzögerungen und gesetzlichen Auflagen zu kämpfen. Nicht, dass man diese nicht mittragen wollen würden. Nur oftmals fehlt es an geeigneten Konzepten und internationalen Vereinbarung. Seit zwei Jahren sind wir in der Krise, aber bisher hat es die Politik nicht geschafft einen ungehinderten Warenfluss zu garantieren. Das ist ein großes Risiko für die Gesellschaft. Mindestens genauso groß, wie der Virus an sich.

Maximilian Baldus (Foto: Maximilian Baldus)

Maximilian Baldus, Gesellschafter und Geschäftsführer eines Logistikunternehmens, Mitglied im BGL und Buchautor hat deswegen ganz klare Vorgaben an die Politik und die Akteure in Europa. Auch vor dem Hintergrund, dass fortlaufend neue Mutationen auftreten und so ein offener Grenzverkehr vermutlich noch über einen längeren Zeitraum hinweg nur sehr eingeschränkt möglich sein wird, sieht der Experte die Politiker in die Pflicht. Nur ein gesicherter grenzüberschreitender Warenverkehr kann die wirtschaftlichen Fähigkeiten der EU, sowie die Versorgung der Bevölkerung langfristig garantieren. Doch genau dieser Warenverkehr ist derzeit massiv in Gefahr!

Was können Politiker in Deutschland und der EU tun?

Klar ist, dass eine rein nationale Lösung unter Ausschluss der anderen europäischen Staaten so gut wie nicht vertretbar ist. Lediglich als eine Art Versuchsphase wäre eine nationale Lösung mit Sicherheit schon ein Fortschritt, aber langfristig erfolgreich können sämtliche Konzepte nur sein, wenn sie auch von den anderen EU-Mitgliedern mitgetragen und mitgefördert werden. Maximilan Baldus hat dabei drei ganz klare Vorschläge an die zuständigen Politiker:

1. Verpflichtende Selbsttests für das Fahrpersonal

2. Ein Scan-App für diese Tests mit Personalisierung (Kennzeichen, Zeitstempel, Testnummer und Fahrernahme) und natürlich die Möglichkeit, diese Daten im Rahmen von Kontrollen auch abzurufen.

3. Eine EU-weit gültige Plattform, auf der diese Tests von den nationalen Behörden abgerufen werden können und die als Möglichkeit zur freien Fahrt für negativ getestete Fahrer dient.

Es handelt sich hierbei um Vorschläge, die mit ein wenig an politischem Willen und Elan eigentlich problemlos umgesetzt werden könnten. Doch aktuell ist derzeit eine entsprechende Lösung nicht in Sicht, obwohl die Branche unter den zahlreichen Auflagen und der sich stetig verändernden Umgebung schon an ihr Maximum geht.

Warum braucht es Schnelltests bei den Fahrern?

Ohne den Transport von Waren kommen diese nicht im Zielgebiet an. Das ist wohl jedem klar, doch wie diese dort ankommen, schon eher weniger. In der EU sind es vor allem LKWs und deren Fahrer, die einen großen Teil der täglich zu bewältigenden Transportmenge problemlos und sicher abwickeln. In normalen Zeiten ist das auch kein Problem, denn in der Regel wird an den Grenzen nicht kontrolliert und es besteht auch kein erhöhtes Ansteckungsrisiko in bestimmten Regionen. Das ist jetzt natürlich obsolet und viele Länder nutzen die Möglichkeit der Grenzkontrollen, um die eigene Bevölkerung vor dem gefährlichen Virus zu schützen. Zum Leidwesen der Fahrer, die nun oft lange an den Grenzen stehen müssen und oftmals gar nicht wissen, ob sie einreisen dürfen oder nicht. Daraus resultieren natürlich große Risiken und es kommt fast automatisch zu Verzögerungen in den Lieferungen. Darunter leidet die Wirtschaft in so gut wie allen Bereichen. Denn Planungssicherheit ist hier das höchste Gut!

Das Problem aber ist, dass weder kurzfristig noch langfristig Lösungen in Sicht sind. Dabei spielt gerade die langfristige Perspektive eine große Rolle. Es gibt immer wieder neue Mutanten, und man muss kein Experte sein, um zu wissen, dass diese auch wieder zu uns kommen könnten. Ob hier der Virenschutz durch Impfung jetzt schon eine langfristige Lösung ist oder nicht und wie uns die Pandemie noch in ein paar Jahren beschäftigen wird, weiß noch niemand zu sagen. Für den Grenzverkehr bedeutet das nun wieder eine große Unsicherheit, die auch langfristig einfach nicht enden könnte. Die Vergabe von Schnelltests und eine internationale Plattform für die Fahrer sind hier die einzigen Lösungen, die auf Dauer praktikabel sind und den Grenzverkehr langfristig offen halten können.

Rein technisch sind die Probleme lösbar

Der Crux an der Sache ist, dass diese Probleme schon lange lösbar sind. Beispielsweise können durch mobile und kontrollierte Teststationen an den Grenzen direkt verbindliche Schnelltests durchgeführt werden. Die zuständigen Landesbehörden könnten dabei die Qualität und die Sicherheit der Vorgänge gewährleisten. Die Testergebnisse könnte man problemlos in eine App integrieren, mit der nachfolgende Kontrollen hinter der Grenze oder stichprobenartige Kontrollen vor der Grenze durch die Fahrer mit nur kurzer Verweildauer abgeschlossen werden könnten. Der zusätzliche Aufwand amortisiert sich, wenn man einmal die Kosten für eine geschlossene Grenze mit den Kosten für diese Maßnahmen vergleicht. Die Logistikbranche unterstützt solche Lösungen natürlich auf jeder Ebene, ist aber spätestens beim grenzüberschreitenden Warenverkehr auf die Unterstützung der EU-Behörden und der nationalen Regierungen angewiesen.

Langfristige Risiken für die Wirtschaft können nicht ausgeschlossen werden

Gerade bei hochkomplexen Lieferketten und Just-In-Time Lieferungen ist die Zuverlässigkeit im Warenverkehr das wichtigste Gut, welches der Fahrer transportieren kann. Eine Pandemie bedeutet immer, dass genau dieses Gut unter Beschuss steht. Zu unwägbar sind die Möglichkeiten, die sich ergeben können und es kann nicht langfristig und mit hoher Sicherheit geplant werden. Eine internationale Teststrategie für die Logistikbranche, am besten auch noch über die Grenzen der EU hinweg, wäre eine Möglichkeit, um den Lieferanten und den Empfängern ein zusätzliches Maß an Sicherheit zu gewährleisten. Ohne solche langfristigen Strategien ist es im schlimmsten Fall sogar möglich, dass ganze Lieferketten ausfallen. Was dann geschieht, hat man während des Brexit eindeutig gesehen. Wäre es nicht rechtzeitig zu einer Einigung zwischen der EU und Großbritannien gekommen, so wäre die Versorgung der Insel nicht sichergestellt gewesen. Zwar haben die großen Händler entsprechende Vorräte angelegt, aber im Falle des Falles wären die auch eines Tages aufgebraucht gewesen. Diese Phase war der wohl wichtigste Beweis dafür, wie unglaublich systemrelevant ein grenzüberschreitender und vor allem reibungsloser Warenverkehr für die Wirtschaft und für die Menschen eines Landes sein kann. Auch und gerade deswegen steht die Politik nun in der Pflicht und muss endlich liefern. Nur so kann ein wirtschaftlicher Aufschwung ermöglicht und ein weiterer wirtschaftlicher Abschwung verhindert werden.