Cloud-basierte ERP- und SCM-Lösungen - Optimierung von Logistikprozessen für moderne mittelständische Unternehmen

Mittelständische Unternehmen stehen in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld, in dem Effizienz und Transparenz in der Logistik entscheidende Erfolgsfaktoren sind. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen immer mehr Unternehmen auf Cloud-basierte ERP- (Enterprise Resource Planning) und SCM- (Supply Chain Management) Lösungen. Beide Systeme zielen darauf ab, Logistikprozesse zu optimieren, verfolgen dabei jedoch unterschiedliche Ansätze mit jeweils spezifischen Vor- und Nachteilen.

Worum geht es bei ERP und SCM?

  • ERP Integriert die Logistikprozesse des Unternehmens nahtlos mit anderen internen Unternehmensprozessen wie Rechnungswesen, Produktion und Vertrieb. Dadurch wird eine umfassende Sicht auf den gesamten Geschäftsprozess und die damit verknüpften Daten ermöglicht.
  • SCM fokussiert sich stärker auf die externe Prozessintegration, insbesondere auf die Zusammenarbeit mit Lieferanten, Logistikdienstleistern und Kunden. Dies ermöglicht eine engere Verzahnung der gesamten Lieferkette, auch über Unternehmensgrenzen hinweg.

Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ERP und SCM in der Cloud und nennt wichtige Aspekte, auf die die jeweilige Unternehmensleitung besonders achten sollte.

1. Gemeinsamkeiten zwischen ERP und SCM in der Cloud

1.1 ZENTRALE DATENINTEGRATION

Ein Merkmal von ERP- als auch SCM-Systemen ist die Fähigkeit zur zentralen Datenintegration. Beide Systeme bieten eine Plattform, auf der Daten aus verschiedenen Unternehmensbereichen zusammengeführt werden können. Dies ist besonders in der Logistik von Vorteil, da Informationen wie Lagerbestände, Liefertermine und Produktionspläne in Echtzeit verfügbar sein sollten. Die zentrale Datenverwaltung ermöglicht es dem Unternehmen, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren und sachlich fundierte Entscheidungen zu treffen. Durch die Cloud-Technologie sind diese Daten jederzeit und von überall abrufbar, was die Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit erst ermöglicht.

1.2 KOSTENEFFIZIENZ

Ein weiterer Vorteil von Cloud-basierten ERP- und SCM-Systemen ist ihre Kosteneffizienz. Traditionell mussten Unternehmen erhebliche Investitionen in Hardware und IT-Infrastruktur tätigen, um solche Systeme zu implementieren. Mit der Public Cloud entfallen die hohen Anfangsinvestitionen, da die Lösungen als Software-as-a-Service (SaaS) bereitgestellt werden. Unternehmen zahlen in der Regel eine monatliche oder jährliche Gebühr, die die Nutzung der Software, Updates und Wartung abdeckt. Dies macht die Kosten nicht nur planbarer, sondern ermöglicht es auch kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs), moderne Technologien zu nutzen, die früher großen Konzernen vorbehalten waren.

1.3 SKALIERBARKEIT UND FLEXIBILITÄT

Sowohl ERP- als auch SCM-Systeme in der Cloud bieten eine hohe Skalierbarkeit. Unternehmen können je nach Bedarf zusätzliche Funktionen oder Kapazitäten hinzufügen oder reduzieren. Diese Flexibilität ist besonders wichtig in der Logistik, wo sich Anforderungen häufig ändern können – sei es durch saisonale Schwankungen, Veränderungen in der Nachfrage oder das Wachstum des Unternehmens. Cloud-basierte Systeme ermöglichen es Unternehmen, schnell auf diese Veränderungen zu reagieren, ohne dass umfangreiche IT-Umstellungen erforderlich sind.

1.4 AUTOMATISIERUNG UND EFFIZIENZSTEIGERUNG

Die Automatisierung von Prozessen ist ein weiteres gemeinsames Merkmal von ERP- und SCM-Systemen. Manuelle Prozesse in der Logistik, wie das Bestandsmanagement oder die Auftragsabwicklung, können durch automatisierte Workflows ersetzt werden. Dies reduziert nicht nur den Arbeitsaufwand, sondern minimiert auch das Risiko von Fehlern und erhöht die Effizienz. Beispielsweise können Bestellungen automatisch ausgelöst werden, wenn der Lagerbestand einen bestimmten Schwellenwert erreicht, oder Lieferungen in Echtzeit verfolgt werden, um Verzögerungen zu vermeiden.

1.5 ECHTZEIT-ÜBERWACHUNG UND ANALYSE

ERP- und SCM-Systeme ermöglichen die Echtzeit-Überwachung von Logistikprozessen. Unternehmen können wichtige Leistungskennzahlen (KPIs) wie Lieferzeiten, Lagerbestände und Produktionsauslastungen in Echtzeit überwachen. Diese Transparenz ist entscheidend, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Darüber hinaus bieten viele Cloud-basierte Systeme erweiterte Analysetools, die es Unternehmen ermöglichen, historische Daten zu analysieren und Prognosen für die Zukunft zu erstellen. Diese Vorhersagefähigkeiten sind besonders wertvoll für die strategische Planung und die Optimierung der Lieferkette.

2. Unterschiede zwischen ERP und SCM in der Cloud

2.1 FOKUS UND FUNKTIONSUMFANG

Der Hauptunterschied zwischen ERP- und SCM-Systemen liegt in ihrem Fokus und Funktionsumfang.

- ERP-Systeme bieten eine ganzheitliche Lösung für das Management aller Unternehmensressourcen. Sie integrieren verschiedene Geschäftsbereiche wie Finanzen, Personalwesen, Produktion, Vertrieb und Logistik in einer einzigen Plattform. In der Logistik decken ERP-Systeme typische Funktionen wie Bestellung und Wareneingang, Lagerverwaltung und Bestandsmanagement, Angebotswesen, Auftragsabwicklung und Fakturierung sowie Rechnungswesen ab. Ein Hauptziel von ERP ist es, die internen Prozesse des Unternehmens zu optimieren und miteinander abzustimmen.
- SCM-Systeme hingegen sind spezialisiert auf die Optimierung der gesamten internen und externen Lieferkette. Sie bieten Funktionen für deren Planung, Steuerung und Überwachung, einschließlich Lieferantenmanagement, Bedarfsplanung, Transportmanagement und der Optimierung des Logistiknetzwerks. Der Fokus liegt hierbei auf der externen Zusammenarbeit mit Lieferanten und Logistikdienstleistern sowie auf der Integration und Koordination von Prozessen entlang der gesamten Lieferkette.

2.2 PROZESSINTEGRATION

- ERP-Systeme integrieren die Logistikprozesse nahtlos mit anderen internen Unternehmensprozessen wie Produktion, Vertrieb und Finanzwesen. Diese Integration ermöglicht eine umfassende Sicht auf den gesamten Geschäftsprozess, was die Effizienz steigern kann, jedoch auch zu einer gewissen Komplexität führt. Änderungen in einem Bereich, wie z.B. der Produktion, können direkte Auswirkungen auf die Logistik haben.
- SCM-Systeme hingegen legen einen stärkeren Fokus auf die externe Prozessintegration. Sie ermöglichen eine engere Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Lieferanten und Logistikdienstleistern. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die auf eine optimierte Lieferkette angewiesen sind, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Flexibilität, externe Partner in die Prozesse einbinden zu können und gemeinsame Ziele zu verfolgen, ist hier von entscheidender Bedeutung.

2.3 FLEXIBILITÄT UND SPEZIALISIERUNG

- ERP-Systeme bieten eine breite Palette an Funktionen, die für die meisten Unternehmen standardisiert sind. Sie sind ideal für Unternehmen, die eine umfassende Lösung suchen, um alle ihre Geschäftsprozesse zu integrieren. Allerdings kann diese Standardisierung auch zu Einschränkungen führen, wenn spezifische, tiefgehende Logistik- oder Supply-Chain-Funktionen benötigt werden.
- SCM-Systeme sind oft spezialisierter und bieten tiefgreifendere Funktionen für die spezifischen Anforderungen von Lieferkettenplanung und -optimierung. Unternehmen, die komplexe, globale Lieferketten betreiben, benötigen oft die Flexibilität und Spezialisierung, die SCM-Systeme bieten, um ihre Prozesse effektiv zu steuern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

2.4 IMPLEMENTIERUNGSZEIT UND -KOMPLEXITÄT

Die Implementierung eines ERP-Systems kann komplexer und zeitaufwändiger sein, da es viele verschiedene Geschäftsbereiche integriert und eine umfassende Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens erfordert. Je nach der gewählten ERP Lösung und der vorhandenen Komplexität des jeweiligen Unternehmens kann die Implementierung lange Zeiträume umfassen. ERP Projekte sind leider bekannt für teure fehlgeschlagene Implementierungen. Es ist empfehlenswert, Beratungsfirmen mit nachgewiesenen Implementierungs-Erfahrungen und Erfolgsnachweisen einzusetzen.
- ERP-Systeme erfordern häufig eine umfangreiche Planung und Abstimmung zwischen den verschiedenen Abteilungen, um sicherzustellen, dass alle Geschäftsprozesse nahtlos integriert werden. Die Implementierung kann daher mehrere Monate bis Jahre dauern, je nach Umfang und Komplexität des jeweiligen Unternehmens.
- SCM-Systeme hingegen können schneller implementiert werden, insbesondere wenn sie als spezialisierte Ergänzung zu einem bestehenden ERP-System eingesetzt werden. Die Implementierung fokussiert sich dabei auf spezifische Logistik- und Supply-Chain-Prozesse, was die Implementierungszeit deutlich verkürzen kann.

3. Worauf die Unternehmensleitung achten sollte

3.1 BEDARFSERMITTLUNG UND ZIELDEFINITION

Die Unternehmensleitung muss klar definieren, welche Logistikprozesse optimiert werden sollen und welche spezifischen Anforderungen bestehen. Es ist wichtig, zu entscheiden, ob eine umfassende ERP-Lösung oder eine spezialisierte SCM-Lösung besser geeignet ist, um die Unternehmensziele zu erreichen. Diese Entscheidung sollte auf einer detaillierten Analyse der bestehenden Prozesse und zukünftigen Herausforderungen basieren. Es ist empfehlenswert, diese Analyse in gemeinsamen Workshops und Proof-Of-Concept (PoC) Projekten zu erarbeiten.

3.2 INTEGRATION UND KOMPATIBILITÄT

Die nahtlose Integration der gewählten Lösung in die bestehende IT-Landschaft ist entscheidend. Die Unternehmensleitung sollte sicherstellen, dass das ERP- oder SCM-System mit bestehenden Systemen wie CRM, Produktionssteuerung und Finanzen kompatibel ist. Eine fehlende Integration kann zu Datensilos führen und die Effizienz der Logistikprozesse beeinträchtigen.

3.3 LANGFRISTIGE SKALIERBARKEIT

Die gewählte Lösung sollte skalierbar sein, um mit dem Wachstum des Unternehmens Schritt zu halten. Dies ist besonders wichtig in der Logistik, wo sich Anforderungen aufgrund von Marktentwicklungen schnell ändern können. Eine skalierbare Lösung ermöglicht es dem Unternehmen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und neue Märkte zu erschließen, ohne dass umfangreiche IT-Umstellungen erforderlich sind.

3.4 BENUTZERFREUNDLICHKEIT UND SCHULUNG

Die Benutzerfreundlichkeit des Systems ist ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Implementierung. Die Unternehmensleitung sollte sicherstellen, dass das System intuitiv bedienbar ist und dass die Mitarbeiter entsprechend geschult werden. Schulungen und Support sind essenziell, um sicherzustellen, dass das System effizient genutzt wird und die gewünschten Ergebnisse erzielt.

3.5 DATENSICHERHEIT UND COMPLIANCE

Da Logistikprozesse oft sensible Daten beinhalten, ist die Datensicherheit ein wichtiger Aspekt. Die Unternehmensleitung sollte sicherstellen, dass der Cloud-Anbieter hohe Sicherheitsstandards einhält und dass die Lösung den relevanten Datenschutzgesetzen und -vorschriften entspricht. Dies ist besonders wichtig in Branchen, die strengen regulatorischen Anforderungen unterliegen.
3.6 KOSTEN-NUTZEN-ANALYSE

Wie bei allen größeren Projekten ist auch hier eine gründliche Kosten-Nutzen-Analyse  erforderlich. Schließlich soll sichergestellt werden, dass die Investition in eine ERP- oder SCM-Lösung in der Cloud einen echten Mehrwert für das Unternehmen bietet. Es ist hilfreich, nicht nur die direkten Kosten, sondern auch die potenziellen Einsparungen durch Prozessoptimierung und erhöhte Effizienz berücksichtigt werden.

Projekt- und Unternehmensleitung sollten sicherstellen, dass die gewählte ERP/SCM Lösung langfristig rentabel ist und einen positiven Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens hat.

4. Fazit

Cloud-basierte ERP- und SCM-Lösungen bieten Unternehmen leistungsstarke Werkzeuge zur Optimierung ihrer Logistikprozesse. Während ERP-Systeme eine umfassende Integration aller Unternehmensprozesse bieten, fokussieren sich SCM-Systeme auf die spezialisierte Optimierung der gesamten Lieferkette. Die Wahl des richtigen Systems hängt von den spezifischen Anforderungen und Zielen des Unternehmens ab. Eine sorgfältige Analyse der Bedürfnisse, eine durchdachte Planung und die Auswahl eines skalierbaren und benutzerfreundlichen Systems sind entscheidend für den Erfolg der Implementierung.

Durch die richtige Wahl des Implementierungs-Partners, die Berücksichtigung von Faktoren wie Integration, Skalierbarkeit, Benutzerfreundlichkeit und Datensicherheit kann die Unternehmensleitung sicherstellen, dass die gewählte Lösung nicht nur die aktuellen Anforderungen erfüllt, sondern auch langfristig zum Unternehmenserfolg beiträgt.
 

Zur Person:

Wolf-Dieter Schumacher ist Geschäftsführer Productive Vision UG & Co KG sowie Prodvis Cloud Beteiligung UG (https://prodvis.de). Productive Vision ist ein "Boutique" Consulting Unternehmen, das sich auf Organisationen konzentriert, die das Internet mit innovativen Cloud-Anwendungen bereits nutzen oder nutzen wollen.