Daher werden in der Logistikbranche jetzt mehr Fachkräfte denn je gebraucht

Marius Kurz, Kurz und Klein GmbH

Man erlebt aktuell in vielen Branchen einen Fachkräftemangel. Eine davon ist die Logistikbranche. Dass der zunehmende Mangel an Fachkräften in der Logistik schwerwiegende Folgen auf die gesamte Wirtschaft sowie Gesellschaft haben könnte, ist wenigen bewusst. Doch schon bald könnten auch nach der Pandemie leere Regale in Geschäften zum Normalfall werden. Und das ist nur eine von einigen folgenreichen Konsequenzen. Daher ist es umso wichtiger, Menschen für die Arbeit in der Logistikbranche zu begeistern. Wie äußert sich der Fachkräftemangel in der Branche? Was wären die weiteren Auswirkungen? Und wie kann man Menschen für die Berufe begeistern?

Marius Kurz, Kurz und Klein GmbH

Marius Kurz, Kurz und Klein GmbH (Quelle: Kurz und Klein GmbH)

Das Problem in der Branche

Ganz allgemein spitzt sich die Lage bei Logistik- und Speditionsunternehmen immer weiter zu. Der Grund dafür: Fachkräftemangel, bedingt durch die jährlich ansteigende Fluktuation. Daneben sehnt sich die gesamte Branche nach motivierten Auszubildenden. Die Berufe des Logistikers oder des Spediteurs sind nämlich meist nicht die erste Wahl bei Schulabgängern. Dies resultiert insbesondere aus der eher negativen gesellschaftlichen Wahrnehmung. Dazu kommen die Kosten, welche mit einer Ausbildung in der Logistikbranche einhergehen. Der LKW-Führerschein bezahlt sich nicht von selbst. Doch inzwischen haben sich einige Unternehmen dazu bereiterklärt, diese Kosten für neue Auszubildende zu übernehmen. Jedoch belastet das deren eigene finanzielle Situation. Zudem bleibt die Sorge, dass die Mitarbeiter nach ihrer Ausbildung nicht im Unternehmen bleiben.

Ausschlaggebend für den Fachkräftemangel ist außerdem die Abschaffung der Wehrpflicht. Seit bei der Bundeswehr nicht mehr regelmäßig ausgebildet wird, haben auch immer weniger junge Menschen einen LKW-Führerschein. Es bleibt nur die ältere Gruppe, welche mit der Zeit jedoch immer kleiner wird. Der Mangel kann dadurch auf lange Sicht nicht ausgeglichen werden. Zeitweilig konnten Fachkräfte aus dem Ausland gewonnen werden, doch die aktuelle Situation bezüglich der Fluktuation macht das nicht weiter möglich. Es besteht weiterhin die Frage, wie lange man bestimmte Strecken überhaupt noch fahren darf bzw. kann. Auch das derzeitige Weltgeschehen belastet die Logistikbranche. Steigende Energiepreise führen zu einer zusätzlichen Belastung.

Die möglichen Folgen

Wenn der Fachkräftemangel in der Logistikbranche weiterhin bestehen bleibt und sich sogar noch erweitert, kann dies zu erheblichen Konsequenzen führen. Die Pandemie- und Kriegssituation zeigen uns bereits, was man zukünftig erwarten könnte. Aus Lieferschwierigkeiten folgen leere Regale in den Drogerie- und Supermärkten. Die Gesellschaft würde also nicht mehr zu jedem Zeitpunkt die gewohnte Menge und Auswahl an Gütern angeboten bekommen.

Wenn Unternehmen nicht länger termingerecht mit benötigtem Material beliefert werden können, führt dies dazu, dass sie ihrerseits ihre Arbeit nicht fortsetzen können. Weiterhin können fertige Produkte mit fehlenden Logistikdienstleistern auch nicht ausgeliefert werden. Das gesamte Geschäftsmodell würde auf lange Sicht an Effizienz verlieren. Nicht nur der Straßengüterverkehr, auch die Lieferung per Schiff- oder Luftfracht wären betroffen und ganze Warenketten würden an Leistungsfähigkeit einbüßen. Dies könnte in der Folge zu einem Anstieg der Insolvenzen führen. Wenn die Menschen nicht mehr das bisher gewohnte Versorgungsniveau wahrnehmen, kann dies zudem zu politischen Unstimmigkeiten und Verschiebungen führen. Die mit einer Reduzierung des Lebensstandards einhergehenden Spannungen sind in einigen Gesellschaften bereits erkennbar.

Für die Arbeit in der Logistik motivieren

Damit Wirtschaft und Gesellschaft auch weiterhin prosperieren, braucht es genügend logistische Fachkräfte, insbesondere motivierte Auszubildende. Auch die Politik sollte es daher als ihre Aufgabe ansehen, über das Problem und die Konsequenzen aufzuklären. Zusätzlich sollte die Arbeit in der Logistikbranche in der Öffentlichkeit insgesamt ansprechender dargestellt werden. Logistische Berufe haben allgemein einen hohen gesellschaftlichen Wert. Zudem haben eine Ausbildung sowie die Arbeit im Bereich Logistik viele Vorteile.

Zunächst sollte gesagt sein, dass nicht nur eine berufliche Ausbildung, sondern auch ein Studium in der Logistik möglich ist. Zudem gibt es viele Weiterbildungsmöglichkeiten, z.B. zum Disponenten oder Spediteur. Man kann aber auch als Quereinsteiger z.B. in den Beruf eines LKW-Fahrer einsteigen. Ein wichtiger Aspekt ist weiterhin das Gehalt. Es werden nämlich bereits zu Beginn der Ausbildung gute Löhne gezahlt. Das ist insbesondere dem erheblichen Personalmangel geschuldet, denn Unternehmen müssen ihren Angestellten etwas bieten, um sie langfristig zu binden.

Aufgrund des sich heutzutage schon anbahnenden Fachkräftemangels sind die Arbeitsplätze in der Logistikbranche zudem sicher. Es ist nicht zu befürchten, dass Logistiker irgendwann keinen Arbeitsplatz mehr finden. Da die Logistik ein wichtiger Aufgabenbereich für die Gesellschaft ist, wird es auch zukünftig genügend Unternehmen in dieser Branche geben.

Leistungsfähige logistische Unternehmen konnten bereits aktuelle und werden auch zukünftige Krisen überstehen. Sie sind diejenigen, die sich auf dem Markt durchsetzen und aufgrund voller Auftragsbücher umso mehr Mitarbeiter benötigen. Denn der Bedarf an Logistikdienstleistungen steigt weiter. Auch die Robotik wird in Zukunft nicht den kompletten Aufgabenbereich in der Logistik übernehmen können. Trotz der rasanten Entwicklung beim autonomen Fahren ist die Technologie noch lange nicht so weit, dass Roboter z.B. auch das Verladen übernehmen können.

Fazit

Es sollte nun deutlich sein, wie dringend Fachkräfte in der Logistikbranche aktuell benötigt werden. Um eine weitere Krise verhindern zu können - die wir uns bei weitem nicht leisten können - müssen insbesondere mehr Auszubildende für die Logistik gewonnen werden. Es ist an der Politik sowie auch an den Medien, über die Relevanz und die Dringlichkeit des Problems aufzuklären und mit der Attraktivität der Berufe als Logistiker, Spediteur und Co. zu werben. Nur so können junge Menschen für die Arbeit in der Branche gewonnen und eine zukünftige Fachkräfte-Krise vermieden werden.

Zur Person:

Marius Kurz ist CEO der Kurz und Klein GmbH. Die Firma unterstützt Hersteller, Speditionen und Logistikunternehmen bei der Mitarbeitergewinnung.
https://www.kurzundklein.de/