Trotz globaler Lieferengpässe werden riesige Paketvolumen getriggert

„Die Zustellbranche ächzt auch ohne Black Friday, die Innenstädte sind mit Lieferfahrzeugen verstopft. Hinzu kommt die stockende Versorgung mit Produkten aus Asien, die überdies zu Preissteigerungen führt. Meine Empfehlung an die Konsument:innen: Schont Euren Geldbeutel und Euren Paketboten!“

Prof. Dr. Arne Schulke, Internationale Hochschule (IU), Profilbild

Prof. Dr. Arne Schulke, Internationale Hochschule (IU) ((Quelle: Internationale Hochschule (IU))

  • Black Friday und Cyber Monday verführen mit Pseudo-Schnäppchen zu spontanen Hamsterkäufen für Weihnachten“, sagt Arne Schulke, Professor für Transport und Logistik an der IU Internationalen Hochschule. „Dies ist eine riesige Herausforderung für die Paketdienstleister, die seit Corona ohnehin am Limit arbeiten. Auf einen Tag hin wird ein riesiges Paketvolumen getriggert, das die Logistik über Wochen mit Zusatzpersonal abarbeiten muss. Durch die Verzögerungen sind auch die Kund:innen unzufrieden – denn wer wartet heute schon gern mehr als eine Woche auf seine Sendung?“
    Die Paketboten waren letztes Jahr mit 64 Sendungen je Einwohner am häufigsten in Hamburg unterwegs, gefolgt von Bayern (54 Sendungen), Hessen und Baden-Württemberg (je 52 Sendungen).
  • Auch Verzögerungen im Seetransport und Engpässe bei der Luftfracht können dazu führen, dass bei Direktbestellungen die Wartezeit einige Wochen beträgt. Der IU-Professor empfiehlt, dies beim Weihnachtsshopping einzuplanen – oder vielleicht doch mal wieder stationär zu shoppen.
  • Vier bis fünf Prozent der deutschen E-Commerce-Ware wird in China bestellt. „Aufgrund der stockenden Versorgung mit vielen Produkten aus Asien kann es bei einzelnen sehr begehrten Produkten knapp werden – dann sind Flexibilität oder Geduld gefragt“, so Arne Schulke. Hintergrund sind die Containerkrise in China sowie erhebliche Störungen in den globalen Lieferketten. Generell werden Produkte aus Asien daher deutlich im Preis steigen, bei nachgefragten Gütern wie Elektronikgeräten kann dies mit bis zu 20 Prozent zu Buche schlagen. Auch die Kosten für Rohstoffe, Verpackungen und Logistik, steigen derzeit stark an – was sich schon jetzt auf eine große Bandbreite an Produkten auswirkt.
  • Zugleich warnt der Logistik-Experte vor Schnäppchen im Billigsegment. Insbesondere asiatische Elektrogeräte ohne Prüfsiegel seien ein hohes Sicherheitsrisiko. Zudem bestünde die Gefahr, dass es gefälschte oder falsch deklarierte Produkte nicht durch den Zoll schaffen – im schlimmsten Fall erwarte den Paketempfänger sogar eine Geldstrafe oder ein zivilrechtliches Verfahren.

Black Friday (26.11.20219) und Cyber Monday (29.11.2021): Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von rund 4,9 Milliarden Euro zu Black Friday und Cyber Monday. Dies entspricht einem Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. An beiden Tagen gewährt der Handel Rabatte, der Cyber Monday bezieht sich explizit auf den Online-Handel.

Zur Person:

Prof. Dr. Arne Schulke ist Fachgebietsleiter Transport und Logistik an der IU Internationalen Hochschule (IU), Campus Bad Honnef. Inhaltliche Schwerpunkte seiner Lehrtätigkeit liegen im Bereich Management Control & Leadership einerseits sowie Transport und Logistik mit Fokus auf Luftfahrtthemen andererseits. In der Forschung widmet er sich zudem aktuellen Themen wie der Digitalisierung und agilen Organisation. Weitere Publikationen der IU finden Sie unter: https://www.iu.de/forschung/publikationen/.